Fritz Siedel (20.Jh.)
Inhalt:
Fritz Siedel: Zum 85. Geburtstag
Hinweis
(dw) Sande. Der Tierwelt und Natur hat er seinen großen Teil seines Lebens gewidmet: Heute feiert der Tierschriftsteller und Fotograf Fritz Siedel in Sande seinen 85. Geburtstag. Allein für das Jeversche Wochenblatt verfaßte Siedel im Laufe von zwei Jahrzehnten mehr als 250 Sonderseiten: "Ich schrieb, was ich wollte", sagt der Jubilar, der sein Wissen und seine Kreativität nur höchst ungern und in seltenen Ausnahmen durch vorgegebene Auftragsarbeiten eingrenzen ließ. Sein Gespür für gute Themen und vor allem für das geeignete Bildmaterial zeichnen seine Berichte und Buchveröffentlichungen aus.
Am 31. Oktober 1913 kam Fritz Siedel in Sehlen, Kreis Tuchel, in Westpreußen zur Welt. Neben der Landwirtschaft besaß die Familie einen äußerst fischreichen See. "Hier war ich einer lebendigen, äußerst vielseitigen Natur so nahe", erinnert sich Seidel. In Sehlen, später am "Jassener See" in Ostpommern und in Buchholz bei Stargard aufgewachsen, entstand seine tiefe Liebe zur Tierwelt. Im Alter von zwölf Jahren fertigte Siedel sich sein erste Kamera selbst an: Mit Zigarrenkisten und "Opas alter Brille" versuchte der junge Tierfreund, "Rehe auf die Glasplatten zu bannen, die ich in einem Suppenteller in der hintersten Kellerecke entwickelte."
Auf die einfache Apparatur folgte eine schon recht gute Klappkamera. Ein Gewerbelehrer, der im Elternhaus zu Gast war, erkannte das Talent des Schülers und riet ihm, seine Fotografien an einen Verlag zu schicken. "Der größte Teil wurde angenommen und sogar honoriert. Das gab meiner Liebhaberfotografie eine ganz neue Dimension", erzählt Siedel. Um eine ganze Tierbildreihe zu schaffen, beobachtete der damals 19jährige Fotograf einen Sommer lang die Rohrweihen, die am See nahe dem elterlichen Hof horsteten. Das stundenlange Hocken in der selbstgebauten Ansitzhütte über Monate hinweg sollte schließlich Früchte tragen. Mehrere große illustrierte Zeitschriften veröffentlichten die Aufnahmen. Als die Kleinbildkamera auf den Markt kam, eröffnete sich für Siedel eine weitere Perspektive. Nun war es möglich, mit Steigeisen an den Füßen in Baumwipfel zu klettern und mit der leicht zu transportierenden Kamera das Leben der baumbrütenden Greifvögel festzuhalten. "Gefiederte Ritter der Luft" lautete der erste Buchtitel, dem alsbald weitere folgten. Außerdem drehte Siedel Tier- und Naturfilme, die er mit großem Erfolg vorführte.
1937 heiratete Fritz Siedel. Zwei Töchter und ein Sohn wurden geboren. Die Einberufung als Luftnachrichtensoldat "machte alle weiteren Pläne gegenstandslos". Nach Kriegsende arbeitete Siedel zwei Jahre in Vorpommern als Landarbeiter. Seine Manuskripte, Bilder, Negative, Bücher und Fotogeräte waren verloren. Mit seiner Familie lebte Siedel nun am Rande eines großen Waldgebietes, im "Hirschgrund". Als er wieder über eine Kamera verfügte, entstanden Lichtbildervorträge. Im "Hirschgrund" hielt der Familienvater Füchse und ein Wildschwein, die er derart zähmte, daß sie ihm wie Hunde auf den Waldspaziergängen folgten. Über die Erfahrungen und Beobachtungen schrieb Siedel 1951 das Buch "Wildtiere unter Menschen" - ein Bestseller. der fünf Auflagen erreichte. Noch im selben Jahr zog Siedel mit seiner Familie nach Sande. Quer durch Europa war der Fotograf nun mit seiner Kamera unterwegs, drehte 90minütige Dokumentarfilme und fotografierte mit unendlicher Geduld Tiere und auch Landschaften. Ein besonderes Gewicht legte er seit Beginn der Sechziger Jahre auf den Natur- und Umweltschutz. Seine damaligen, zum Teil weit vorausschauenden, Themenstellungen besitzen bis heute uneingeschränkte Aktualität.
Fritz Siedel fotografiert seit seinem 12. Lebensjahr Tiere. Foto: Warntjen